Sonntag, 20. November 2016

Bin ich ein Trendsetter?



Hallo zusammen,

nach unserem letzten Post über Digital Natives und meiner Lektüre zur meiner Semesterarbeit sind mir ein paar Gedanken in den Sinn gekommen, die ich gerne mit euch teilen möchte.

Für meine Semesterarbeit beschäftige ich mich mit dem Thema Trends bei Lebensmitteln. Auch hier ist viel die Rede von Digital Natives, die nun das Alter erreicht haben, die Küche zu erobern. Dadurch wird es zu einer Revolution in den Küchen kommen: Alles muss via Smartphone steuerbar sein. Verschiebt sich ein Termin oder dauert die Sitzung länger? Kein Problem, via Smartphone lässt sich der Ofen auf die Warmhaltefunktion umstellen und das vorbereitete und programmierte Essen verbrennt nicht. Erste Vorstösse dazu gibt es schon. Als Beispiel dafür: Home Connect.

Ach, da ist ja gerade ein Markt auf dem Heimweg, da könnte man doch noch schnell etwas einkaufen. Doch was haben wir noch da? Kein Problem- ein Blick ins Smartphone genügt und eine App (erinnert ihr euch noch) sagt uns, was wir noch zu Hause haben. Soweit so gut. Auch wenn ich selbst nicht denke, dass ich alle diese technischen Errungenschaften in der Küche brauchen und nutzen werden, wird sich hier ganz bestimmt ein riesiger neuer Markt auftun.
Doch was mich eigentlich zum Staunen gebracht hat, waren drei andere Trends: "The New Classic", "Küche als multifunktionaler und vernetzter Lebensmittelpunkt" und "Super Markt statt Supermarkt". Bei beiden geht es um "Back to the Roots" - zumindest empfinde ich das so.

"The New Classic" beschreibt den Trend, traditionelle Gerichte und Restaurants in neuem Gewand wieder aufleben zu lassen. Wichtig dabei ist, dass kein Biedermaiercharakter entsteht, sondern das sensorische Genüsse der einfachen Art in die heutige Zeit eingebaut werden.
Bei der modernen Küche geht es darum, dass die Küche nicht mehr nur als einzelner Raum der Essenszubereitung für die Hausfrauen aus den 60-ern gesehen wird, sondern darum, dass die Küche eine zentrale Rolle einnimmt. Der Küchentisch wird nicht nur zum Zubereiten und essen genutzt, an ihm wird gearbeitet, Hausaufgaben erledigt und "Socialising" betrieben. Von der Küche aus startet man in den Tag, in der Küche kommt man Abends zusammen. Hier wird geplant, organisiert und auch gekocht und gegessen - natürlich modern via Touchscreens und multifunktionaler Geräte und Einrichtungen.
Beim letzten Trend der Märkte geht es darum, dass das Einkaufen nicht mehr als reines Erledigen der Besorgungen gesehen wird, sondern als Erlebnis. Genuss zum Anfassen, zwischendurch einen kleinen Snack auf die Hand und das Gespräch direkt mit dem Produzenten - denn er weiss am besten, wie man sein Gemüse oder Fleisch zubereitet. Auch hier geht es um den Genuss und das Socialising.

Was daran hat mich zum Nachdenken angeregt? Klingt doch alles ganz gut?! Ja eben, genau das ist es ja. Ich bin in einer mittelgrossen Gemeinde aufgewachsen. Meine Eltern haben mit uns Kindern immer eine gemeinsame Koch- und Esskultur gepflegt. Sonntags wurde gemeinsam mit Papa gekocht und gegessen, danach noch eine Runde Rommee gespielt. Auch unter der Woche wurde am Tisch möglichst oft zusammen gegessen. Und wenn es Probleme bei den Hausaufgaben gab, hat man sich abends zusammen an den Tisch gesetzt und das Problem gelöst. Okay, unser Tisch stand nicht in der Küche, die wäre dafür zu klein gewesen. Ach ja, freitags ging und geht es immer noch auf den Wochenmarkt. Begeistert wurden mit der Gemüsefrau (ja so haben wir sie genannt), Rezeptideen ausgetauscht und mit anderen Leuten aus dem Dorf wurde über den neusten Klatsch und Tratsch geredet. Der Snack auf die Hand war bei uns Kindern die Scheibe Wurst beim Metzger oder das Rüebli von der Gemüsefrau. Ja, auch beim Bäcker oder Metzger war ich schon immer nicht nur zum Einkaufen, sondern auch zum "Socialisen". Bin ich also als Trendsetter aufgewachsen? Ich dachte ja immer, das sei ganz normal....

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